Das Mitmachprojekt “Lausitzer Gartenstadt 2030” ist erfolgreich gestartet. Diese Einschätzung traf Lautas Bürgermeister Frank Lehmann zu Beginn der ersten öffentlichen Sitzung des Lenkungsgremiums am Montag, 30.9.19 in Laubusch. Die ersten Wochen der Projektarbeit liefern bereits Antworten auf wichtige Fragen:
Was ist bisher erreicht worden?
Am 21. August war der offizielle Start mit einem öffentlichen Ballonfahren am Kran auf dem Marktplatz von Laubusch, bei dem über 300 Gäste einen Perspektivwechsel erlebt haben. “Erika von oben” konnte zeigen, dass die Gartenstadt trotz abgerissener und bedrohter Häuser lebendig und lebenswert ist und welche Räume sich für eine Wiederbelebung ergeben. Parallel dazu arbeiteten Fachleute in einer Impulswerkstatt und formulierten Aufgaben für das Projektbüro, die nun angegangen werden. Innerhalb weniger Wochen war die Initiative arbeitsfähig. Ganz oben auf dem Plan stehen Bürgergespräche, die teilweise buchstäblich über den Gartenzaun geführt wurden.
Wie kann das Gesamtziel erreicht werden?
Als mögliches Ergebnis der 24 Monate Projektarbeit steht eine von der Bürgerschaft und den Grundstückseigentümern getragene Satzung für die Gartenstadt. Sie soll beschreiben, wie die Menschen in der historischen Industriesiedlung in den nächsten Jahrzehnten leben wollen. Neben städtebaulichen Fragen geht es um Planungsrecht, Beratung zu Investitionen, den Denkmalschutz, das soziale Miteinander und nicht zuletzt die Grünflächen der Gartenstadt. Als Beispiel wurde die Frage aufgeworfen, wie die zum Teil ungenutzten Wäscheplätze und der ehemalige Park kreativ umgestaltet werden könnten. Die Sanierung der Schule am Markt kommt dem Vorhaben entgegen, eine attraktive Wohnsiedlung für Laubuscher Alt- und Neubürger zu gestalten.
Welche Schwierigkeiten gibt es?
Die Bereitschaft zum Mitmachen ist viel größer als erwartet, auch wenn die Skepsis hier und da noch überwiegt. Vor den Machern stehen große Herausforderungen. So sind Abrissflächen im Außenbereich gar kein Bauland mehr. Das müsse ebenso geändert werden, wie der drohende Verfall weiterer Häuser. Prominentestes Beispiel ist die Parkstraße 3 in Laubusch, wo ein ortsteilprägendes Gebäude bereits seit Jahren einer notwendigen Sanierung harrt. Die Tatsache, dass Grundstückseigentümer, Mieter und Interessierte aus Nachbargemeinden zur Gremiumssitzung gekommen sind, wertet man jedoch als positives Zeichen.
Wohin können sich Interessierte wenden?
Eine bereits sehr beliebte Anlaufstelle ist diese Webseite, die unser Motto zur Internetadresse gemacht hat. Sie lautet www.erika.jetzt. Noch in diesem Herbst möchten die Organisatoren einen Schritt weiter gehen und mit dem Bürgerbüro eine Anlaufstelle für alle Interessierten in der Kolonie Erika schaffen. Im Gespräch sind ein leerstehender Laden oder Räumlichkeiten im Kulturhaus. Das Projektbüro wird dort sozusagen öffentlich planen.
Was ist als Nächstes geplant?
Neben dem Bürgerbüro sollen bis zum Jahresende weitere Maßnahmen konkretisiert werden. Dazu gehört ein studentischer Wettbewerb in einem “Erika Sommersemester 2020”. Ziel ist es, interdisziplinäre Teams an der Frage forschen zu lassen: Wie geht Gartenstadt 2030?
Wie profitieren örtliche Initiativen davon?
Das Projektbüro ist auf die Unterstützung der örtlichen Vereine und Institutionen angewiesen. So hat der Heimatverein Laubusch e.V. längst alle Informationen zur Geschichte von ehemaliger Brikettfabrik, Tagebau und der Kolonie Erika zusammengetragen. In der Vernetzung sehen die Akteure die größte Chance. So wird jetzt über gemeinsame Förderanträge beraten, um weiteren Rückenwind für die vielen Initiativen zu bekommen.
Welche Aufgabe hat der Lenkungsausschuss?
Das Gremium ist ein beratender Ausschuss beim Stadtrat Lauta. Er bringt Stadt- und Ortschaftsräte, Vertreter der Wohnungswirtschaft, von Vereinen und aus der Bürgerschaft zusammen. Durch seine Arbeit soll Transparenz und gemeinschaftliches Handeln gewährleistet werden. Lauta war mit der Initiative für einen breit getragenen Planungsprozess zur Wiederbelebung der historischen Gartenstadt “Kolonie Erika” im März Preisträger im Simul+ Wettbewerb “Ideen für den ländlichen Raum” geworden.
Wie viel Geld ist noch da?
Die Stadt hatte für die Projektarbeit ein Preisgeld von 415.000 Euro gewonnen, von denen noch 281.500 Euro zur Verfügung stehen. 113.500 Euro waren für dringende Investitionen in den Brandschutz des Kulturhauses Laubusch aufgewendet worden. Die Arbeiten werden bereits umgesetzt. Weitere 20.000 Euro hatte der Stadtrat im Mai für die Anlaufphase des Projektes freigegeben. Diese Vorgabe ist nach Angaben des Projektbüros mit 19.888 Euro eingehalten worden. Aktuell stehen weitere 50.000 Euro zur Verfügung.
Reicht das Geld zum Bauen?
Nein. Das Preisgeld war von Anfang an gedacht, einen neuartigen Planungsprozess in Gang zu setzen. Neu ist daran die Möglichkeit zum Mitgestalten von der ersten Idee bis zur städtebaulichen Planung und Umsetzung. Einwohner und Fachleute sollen früher und systematisch ins Gespräch kommen, um tragfähige Lösungen zu erarbeiten. Veranstaltungen wie das Ballonfahren am Kran zum Projektstart sollen möglichst viele Menschen zum Mitmachen bewegen. 23 Interessierte hatten ihre Vorschläge und Gedanken schriftlich eingereicht. Im Ergebnis sollen private und öffentliche Investitionen in die hundert Jahre alte Gartenstadt ermöglicht werden.